Spannende Frage für die Zukunft: Wo ist dieser digitale Arbeitsplatz?

Mein Kollege Björn hat mit unserem IOM SUMMIT-Sponsor comundus ein Interview geführt:



Herr Hillemeier, Sie sind Geschäftsführer der comundus GmbH und unterstützen mit Ihrem Unternehmen den IOM SUMMIT als Sponsor. Kurz und knapp - was macht die comundus GmbH und was zeichnet sie aus?

Comundus ist ein IT-Dienstleister im Großraum Stuttgart – Waiblingen und seit 11 Jahren am Markt. Als Open Source für Geschäftsapplikationen noch in den Kinderschuhen steckte, haben wir auf diese Technologie gesetzt. Wir sind gewachsen mit dem Open Source Web Content Management System OpenCms, das damals auch dem kleinen mittelständischen Unternehmen erlaubte mit einem „Schaufenster“ ihres Unternehmens im Internet präsent zu sein. So schnell wie sich die Chancen und technischen Möglichkeiten des Internets veränderten, so schnell haben wir uns den neuen Anforderungen gestellt. Heute bieten wir in erster Linie Lösungen für den Mittelstand und öffentliche Einrichtungen auf Basis von mehreren Open Source Produkten und Internettechnologie an.

Wir bauen Enterprise Portale in verschiedenen Ausprägungen meist mit Liferay, das führende Open Source Portal am Markt. Unsere Kunden benötigen Portale für alle Geschäftsbeziehungen, B2E, B2B oder B2C. Die Kundenerwartungen werden immer vielschichtiger. Dies sind Themen wie Dokumenten Management, Collaboration, Social Web, Enterprise Search, Applikationsintegration, Individualentwicklung und mobile Anwendungen. Wir haben diese Kompetenzen im Haus und setzen sie branchenübergreifend für den Kunden ein.

Nun zu Ihrer Frage: „Was zeichnet uns aus?“ - Dies ist die langjährige Erfahrung im Open Source Bereich. In jedem Pitch können wir mit Open Source Systemen im Preis-Leistungs-Verhältnis proprietären Lösungen die Stirn bieten.



Das Oberthema beim IOM SUMMIT 2012 sind die Gestaltungsparameter zum digitalen Arbeitsplatz. Wie sehen Sie die Bedeutung dieses Thema? Wo stehen die Unternehmen hierbei?

Das Thema digitaler Arbeitsplatz ist ein dauerndes Grundrauschen in den Unternehmen. Digitaler Arbeitsplatz heißt - so platt es auch klingt - effektives Arbeiten. Vor allem bei Standardprozessen z. B. in Banken, Versicherungen und Behörden mit dem Ziel, Zeit und Geld zu sparen. Stichworte: Dunkelverarbeitung, automatisierte Plausibilitätsprüfungen und Workflows. Da, wo Massenverarbeitung wie bei Versicherungen anfällt, war und ist der Druck den Arbeitsplatz zu digitalisieren größer als im Mittelstand, der mehr und mehr alte Intranets und Dokumentenmanagement System durch Mitarbeiterportal ersetzt.

Sie bieten Single Sign-on, d. h. mit einem Login Zugriff auf alle relevanten Informationen und Applikationen.

Ein Mitarbeiterportal ermöglicht das Bereitstellen und Publizieren von Informationen, Wissen kann in Wikis für alle sichtbar gesammelt werden und geht nicht verloren. Groupwarefunktionen wie Kalender bieten die Sicht auf gemeinsame Termine. Foren und Blogs bieten die Chance gemeinsam an einem Thema zu diskutieren. Mit Workflows können vielschichtige interne Prozesse des Unternehmens und die Interaktionswege mit externen Partner im Portal abgebildet werden. Je nach Social Media Guideline ist der Zugriff und die Nutzung von Twitter und Facebook möglich. Eine spannende Frage für die Zukunft wird sein, wo ist dieser digitale Arbeitsplatz? Es gibt schon jetzt kein Enterprise Portal Projekt in dem wir mit dem Kunden das Thema Multi Channel Publishing für Desktops sowie mobile Geräte wie Smartphones oder Tablet-PCs diskutieren. Zugriff auf dezentrale gespeicherte Unternehmensinformationen, Synchronisation der tagesaktuellen Daten wird ein Muss für Wissensarbeiter. Damit kann der digitale Arbeitsplatz überall sein.



Was ist Ihre technologische Vision vom digitalen Arbeitsplatz der Zukunft? Ist es das Social-Network, das sozial erweiterte Intranet oder gar noch eine Abstraktionsschicht darüber?

Die Frage würde ich dahingehend beantworten wie und wo wird in den nächsten 10 Jahren gearbeitet. Intranet oder Mitarbeiterportal basierend auf Internettechnologie mit seinen Möglichkeiten von Social-Network ist heute. Doch wird der Wissensarbeiter von morgen seine Zeit sitzend am Schreibtisch verbringen oder dort arbeiten, wo er gerade ist. Der digitale Zugriff von zu Hause auf alle relevanten Applikationen, Datenbanken und Informationen ist heute für Menschen im Vertrieb gang und gebe

Die Digitalisierung wird sich permanent fortsetzen. Ich kann mir vorstellen, dass wir in einigen Jahren unsere E-Mails im Auto von einem Kommunikationszentrum vorlesen lassen. Antworten werden einem elektronischen Assistenten diktiert. Tagesablauf und Termine bespricht der Mitarbeiter mit seinen Kollegen, die selber zu Hause oder irgendwo unterwegs sind, vielleicht am anderen Ende der Welt, per Telepräsenz-Schaltung, deren Bilder so kristallklar sind, als säßen die anderen mit ihm im Besprechungszimmer. Der Arbeitsfortschritt wird im Job-Wiki dokumentiert, wo jede einzelne Aufgabe beschrieben und nach der Erledigung elektronisch abgehakt wird. Wir werden in Zukunft ganz anders miteinander kommunizieren und mit unserer Datenwelt umgehen.

Der Prozess in den Unternehmen zum digitalen Büro ist im vollen Gange. In der IT-Branche mehr als in anderen. Wie der Arbeitsplatz in Zukunft aussehen und wie dort gearbeitet wird, daran tüfteln seit Jahren die Forscher. Werfen wir einen Blick auf die USA. Ein Drittel seiner Zeit verbringt der amerikanische Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Den Rest unterwegs im Flieger, in der Bahn, im Hotel oder im Coffeeshop um die Ecke. Dort findet er eine Hochgeschwindigkeitsverbindung ins Internet vor. Seine Unterlagen hat der nomadisierende Mitarbeiter immer dabei oder in der Cloud.

Mobile Business Anwendung und Cloud sind die aktuellen Themen in den Unternehmen. Damit bereiten sie sich auf die digitalen Arbeitsplätze vor. Die entsprechende Ausstattung an Hardware für die Mitarbeiter ist eine Investition in schnellere Arbeitsprozesse.



Was sind die technologischen Herausforderungen für eine derartige Umsetzung?

Bleiben wir mit der Antwort zunächst in der Gegenwart. Cloud Computing ist nicht nur ein Buzz Wort. Unternehmen halten Rechenleistungen in Zukunft nicht mehr vor Ort, sondern in einer weltweit vernetzten Computer-Wolke. Cloud Computing minimiert die Kosten und damit die Hürden für einen Einstieg in die Umsetzung von Webportalen. Grund: Die Rechenleistungen werden vom Provider erbracht. Cloud Computing passt sich ändernden Besucherzahlen an, das heißt, es stellt im Falle eines Ansturms auf ein Webportal sämtliche notwendigen Ressourcen zur Verfügung, um damit zurechtzukommen, und reduziert die Rechenleistung, wenn diese gerade nicht gebraucht wird.

Compute Clouds sind riesige über die Welt verteilte Computernetzwerke, die es Usern ermöglichen unabhängig von ihrer Position oder Geräten, die sie verwenden (PC, Mobiltelefon...) auf Systeme zuzugreifen.

Was Deutschland braucht, ist ein weitumspannendes Funknetz, Hochgeschwindigkeitsverbindungen ins Internet an allen Orten, Sicherheitskonzepte für die dezentrale Datenhaltung und Datenaustausch, Hardware Ausstattung für die Mitarbeiter (z. B. mobile Endgeräte), komplizierte Rollen- und Rechtekonzepte über alle Geschäftsapplikationen, Internettechnologien und in Wort und Bild leistungsstarke Conferencing Software, um nur einige Techniken zu nennen.



Nun wird ja immer wieder angeführt, dass der digitale Arbeitsplatz nicht nur eine technologische Lösung ist. Was sind für Sie weitere wichtige Bausteine?

Ein wichtiger Baustein ist aus meiner Sicht der Mitarbeiter. Inwieweit lässt er sich entwurzeln und in eine digitale always-online Welt versetzen. Ich sage: „Mobilität verändert den Menschen“. Die Verkehrsmittel Auto, Flugzeug haben es getan und die Informationstechnologie wird ein weiteres dazu beitragen.

Lassen Sie mich es an einem Beispiel verdeutlichen. Die Mobilität hat schon das Sozialverhalten der Menschen verändert. Das Aufkommen von „Flashing“, wo sich kleinere oder sogar ganz große Gruppen spontan per Handy zu „Flash Mobs“ verabreden, um irgendetwas Verrücktes zu machen – z. B. alle Tanzen zur Musik von Michael Jackson auf der Straße. Dieses Verhalten gab es bisher nicht und Flash Mobs haben sich etabliert als Ausdruck eines Gefühls, einer Meinung oder Protests.

Die Soziologin Linda Stone, die früher bei Microsoft die „Social Computing Group“ leitete, hat 1998 ein Phänomen beschrieben, das Continuous Partial Attention Syndrome. Es beschreibt, dass wir so sehr damit beschäftigt sind, alles im Blick zu behalten, dass wir nicht mehr in der Lage sind, uns ganz auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren. Das kann sogar glücklich machen, da wir ständig das Gefühl haben, wir werden gebraucht und sind wichtig. Auf der anderen Seite führt es bei vielen zum Burn out, oft aber auch zur totalen Begeisterungen, die Flut der Kommunikationsanforderungen bewältigt zu haben. Ob wir wollen oder nicht, das digitale Beduinentum wird die Spezies Homo sapiens verändern – in technischer, soziologischer, politischer und menschlicher Hinsicht.

Ich spüre auch in meinem Unternehmen diese Herausforderung auf die neue Arbeitswelt mit neuem Führungsverhalten und Leitlinien antworten zu müssen.



Wie ist der Weg zu solchen neuen Prinzipien im Management und der Unternehmensorganisation zu gestalten?

Auf alle Fälle empfiehlt sich die Erstellung einer Social Media Guideline.

Nutzen Mitarbeiter Facebook, um ihren Unmut oder ihre Ideen dort einzubringen, verändert dies das Betriebsklima. Da muss ein neuer Verhaltenskodex her. Wenn einige Mitarbeiter stets auf Dienstreisen sind, kann das Unternehmen umorganisiert werden. Zum Beispiel gibt es Einsparungen u.a. bei der Anzahl der Schreibtische. Ein Desk-Sharing–Prinzip erspart dem Unternehmen 20 Prozent der Kosten für Fläche, IT und gebäudetechnischen Einrichtungen. Das hat Auswirkungen.

Unternehmensorganisationen, die weltweit aufgestellt sind und wo die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze nach der amerikanischen Wirklichkeit mit ihrem digitalen Arbeitsplatz überall haben könnten, brauchen neue Anreizmodelle, neues Führungsverhalten und neue Strukturen. Dazu könnte man ein Buch schreiben, deren Inhalt aber zurzeit noch unscharf ist, denn die Umgestaltung ist ein permanenter Prozess und der Ausgang noch offen.



Was erwarten Sie sich vom IOM SUMMIT? Und was können die Teilnehmer erwarten, wenn Sie mit Ihnen in Kontakt treten?

Ich erwarte einen regen Austausch mit Menschen aus der Unternehmenspraxis zu ihren Visionen und Wünschen für die digitalen Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter. Mit unseren Erfahrungen aus den vielen Projekten zu Portallösungen biete ich meinen Gesprächspartnern Antworten auf ihre Fragen und Hilfe an, die ihren Entscheidungsprozess beschleunigen und positioniere mich auch als Open Source Experte für Enterprise Portale.


Am 20. Juni findet als ein Programmpunkt von 14:00 bis 15:00 Uhr ein Live-Testing statt, bei dem comundus vorgestellt wird.

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