Vielen Unternehmen nicht bewusst: Enterprise 2.0 ist nicht zuletzt ein Kulturthema

Auch Herrn Prof. Dr. Thorsten Petry, Professor für Organisation & Personalmanagement von der Wiesbaden Business School konnten wir im Vorfeld des IOM SUMMITs interviewen:



Herr Prof. Dr. Petry - Sie werden als Referent beim kommenden IOM SUMMIT in Köln mitwirken und uns einen Einblick in empirische Ergebnisse zum Status-Quo von Enterprise 2.0 geben. Was können die Teilnehmer erwarten?

Mein Ziel für den einführenden Keynote-Vortrag auf dem IOM SUMMIT ist es, ein Fundament für die weiteren Vorträge und Diskussionen zu legen. Hierfür werde ich versuchen, die Ergebnisse meines 2-jährigen Forschungsprojektes zum Thema „Enterprise 2.0“ auf den Punkt zu bringen und die Quintessenz vorzustellen.  Dies soll  Verständnis für den wirklichen Kern des Themas schaffen und eine Basis für den Rest der Veranstaltung legen. Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, sei auf das Buch Enterprise 2.0 – die digitale Revolution der Unternehmenskultur verwiesen.



Sie haben u. a. untersucht, wie man zu einem Enterprise 2.0 Unternehmen wird. Wie tiefgreifend müssen sich Unternehmen verändern?

Ob der Weg zum Enterprise 2.0 einen revolutionären Wandel oder eine evolutionäre Weiterentwicklung bedeutet, hängt primär von der Ausgangssituation ab. Insbesondere von der vorhandenen Unternehmenskultur, denn Enterprise 2.0 ist nicht zuletzt ein Kulturthema. Dies ist vielen Unternehmen beim Start von Enterprise 2.0-Initiativen leider gar nicht bewusst.

Für die Mehrheit der traditionellen (Groß-)Unternehmen stellt die offene und von Partizipation geprägte Enterprise 2.0-Kultur eine sehr tiefgreifende und grundlegende Veränderung dar. Es gibt aber auch Unternehmen, für die es nur um eine Sicherung bzw. Weiterentwicklung der bisherigen Kultur geht. Letzteres bringt das Hypoport Beispiel im oben genannten Buch sehr gut zum Ausdruck. Enterprise 2.0 wird hier als Chance gesehen, die stark partizipativ geprägte Start-up-Kultur zu bewahren.



Wie beginnen die Unternehmen denn mit Enterprise 2.0 Projekten?

Grundsätzlich lassen sich zwei Ansätze unterschieden. Während die einen das Thema top-down angehen und aktiv durch den Vorstand „von oben“ treiben, bilden sich die Aktivitäten bei anderen Unternehmen zunächst in einzelnen Bereichen oder Gruppen und weiten sich dann bottom-up aus. Die Ergebnisse unserer Analysen zeigen, dass beide Stoßrichtungen eine ähnliche Relevanz besitzen.



Und welcher Ansatz ist erfolgreicher?

Beide Ansätze weisen Vor- und Nachteile auf. Die gewählte Stoßrichtung sagt nichts über den Erfolg der Transformation aus. Sowohl top-down als auch bottom-up gestartete Prozesse können erfolgreich sein oder eben nicht. Letztlich war aber keines der untersuchten Unternehmen in der Lage, Enterprise 2.0 in seiner Ganzheit rein top-down oder rein bottom-up zu implementieren. Top-down initialisierte Initiativen scheitern häufig an der fehlenden Akzeptanz auf Seiten der Mitarbeiter. Demgegenüber fehlt reinen bottom-up Initiativen die notwendige Top Management Unterstützung. Entscheidend ist es daher, dass im Verlaufe der Transformation die jeweils entgegengesetzte Stoßrichtung hinzukommt.



Gibt es Prozessschablonen für eine erfolgreiche Enterprise 2.0 Transformation?

Ja, die gibt es. Aufbauend auf den analysierten Unternehmen konnten 2 typische Prozessmodelle abgeleitet werden (top-down vs. bottom-up). Im konkreten Einzelfall können diese Prozessschablonen benutzt werden, um den Enterprise 2.0 Transformationsprozess so zu konfigurieren, dass sich ein situations- und unternehmensadäquates Vorgehen ergibt.

Die beiden Prozessmodelle unterscheiden sich übrigens zwar inhaltlich, aber nicht vom Grundsatz vom Vorgehen bei anderen Transformationsanlässen. Letztlich ist Enterprise 2.0 ein typisches,  tiefgreifendes Wandlungs- bzw. Change Projekt. Im Rahmen des IOM SUMMITs werde ich dann gerne noch ein bisschen mehr zu den Prozessphasen, Aufgaben und typischen Problemen erzählen.



Herr Prof. Dr. Petry hält die Eröffnungskeynote des IOM SUMMITs am 19. Juni um 14:00 Uhr mit dem Titel Herausforderungen der Enterprise 2.0-Transformation.

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