Wir wissen alle: die Medaille hat immer zwei Seiten, so auch das Digital Workplace Tech FORUM: am 21.02.2018 das Grundlagenseminar zu Herausforderungen & Erfolgsfaktoren von Cloud Office Lösungen mit Siegfried Lautenbacher und am 22.02.2018 die Konferenz.
Mit Siegfried Lautenbacher begegnet Teilnehmenden des Seminars ein Experte an der Schnittstelle zwischen IT und Business, der Social Collaboration und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsplatz der Zukunft als eigene Unternehmenskultur von Beck et al. Services lebt.
Wir freuen uns, dass Siegfried Lautenbacher Zeit fand, schon jetzt unsere Fragen zu beantworten.
Welche drei Schlagworte bringst Du zum Digital Workplace TechForum mit?
#Vielfalt managen #Veränderung Schritt-für-Schritt #Industrialisierte Komponenten
Dein Seminar am 21. Februar 2018 dreht sich „irgendwie" um die Cloud. Ich erinnere noch gut, als das Erwähnen potenzieller Cloud-Lösungen sofort Sorgenfalten hervorrief. Warum ist eine cloudbasierte Lösung heute als Potenzial zu betrachten?
Im Seminar werden wir uns mit „Cloud Office Ökosystemen“ beschäftigen. Microsofts Office365 ist da bei uns sicher das prominenteste Beispiel. Weltweit betrachtet ist Google jedoch ein sehr ernstzunehmender Wettbewerber. Was wir dabei betonen wollen sind die beiden Teile „Cloud“ und „Ökosystem“. Zur Cloud: Sie ist nicht ein "all-in" Ersatz für gute, alte on-premise Server. Cloud ist eine punktuelle Erweiterung der bestehenden Fähigkeiten und Möglichkeiten durch industrialisiert hergestellte Komponenten. Diese sind anders, aber nicht pauschal unsicherer oder schlechter. Vielleicht hilft das Bild vom maßgeschneiderten Anzug versus dem Anzug von der Stange: einen maßgeschneiderten Designer-Anzug kann ich trotzdem mit Socken, Unterhosen, Schuhe, Hut, Schal und sogar Hemd von der Stange kombinieren. Was dann womit zusammen passt: dabei kann mir ein Modeberater*in helfen. Und wo es unbedingt maßgeschneidert sein muss - z.B. weil es für meine Taille wirklich nichts Passendes von der Stange gibt - kann es ja weiterhin solide, handwerklich hergestellte Schneider-Kunst sein. Hier muss man sich aber bewusst sein, dass sie ihren Preis hat und Zeit braucht: der erfahrene Schneider wählt aus, misst mehrmals und passt gegebenenfalls nochmal an. So ist das auch mit der Cloud vs. OnPremise. Nur, dass die „OnPremise“ Lösung in Punkto Sicherheit nicht ganz mit den Zero-Day Anti-Hacker Brigaden mithalten kann, die bei allen großen Cloud-Providern arbeiten. OnPrem ist daher tendenziell sogar unsicherer als eine gute Cloud Lösung.
Ob die Mitarbeitenden ein Dokument auf den Fileserver oder in die Cloud laden treibt Kollaboration noch nicht unbedingt voran. Inwieweit kann die Cloud-Lösung beflügeln?
Doch, das ist ein sehr großer Unterschied! Ein File Server setzt eine Firewall voraus und damit einen gesicherten VPN Zugang in meine mittelalterlichen Unternehmens-Burgmauern. Wenn ich also von meinem Homeoffice aus mittels Dateien kollaborieren will, vielleicht sogar in einem gemeinsamen virtuellen Kollaborationsraum mit Kunden oder anderen externen Partnern, wird es gleich kompliziert. Also nehme ich doch die E-Mail und verschicke Kopien der Schriften. Wenn dann die Rückläufer mit Anmerkungen kommen, weiß ich, dass es ein Fehler war: ich brauche Zeit, Koordinationsfähigkeiten und Geduld wieder alles zusammenzubringen. Soweit ich weiß, leben wir aber nicht mehr im Mittelalter, und daher fordern die Akteure in den Unternehmen (= die MitarbeiterInnen) zu Recht einen anderen Umgang mit den meisten Assets, als sie innerhalb einer dicken Burgmauer mit hochgesicherten Zugbrücken zu verstecken.
Bei der Seminarbeschreibung lesen wir vom Versprechen besserer Zusammenarbeit und höherer Produktivität. Zielen diese Versprechen auf den Menschen oder auf Artificial- und Business-Intelligence?
Du sprichst das Kernthema für 2018 an. Wie wir das Zusammenspiel von AI und Mensch gestalten wird entscheidend sein, um bessere Zusammenarbeit und höhere Produktivität zu erreichen. Dabei gilt festzuhalten: es wir auf absehbare Zeit keine vollständig intelligent und autonom agierenden AI Lösungen geben. Das, was wir heute als Leuchttürme sehen, sind Beispiele, die mit unserem Alltag wenig zu tun haben. Weil wir es darin eben nicht nur mit einem überschaubaren Regelapparat zu tun haben, sondern immer im „Dazwischen“ operieren. Intuition ist ein wichtiger Bestandteil unseres Arbeitens, genauso Kreativität. Das gleiche gilt für unsere Entscheidungen. Sie sind immer auch moralische Entscheidungen. Wenn wir also in unserem Umfeld heute von AI sprechen, dann geht es in den meisten Fällen um „Augmented Intelligence“, also um Unterstützung, Verbesserung, Beschleunigung und Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten durch computergestützte Algorithmen. Im Kontext von Zusammenarbeit und Produktivität mittels Coud Office Ökosystemen heißt das: mehr zu sehen, Informationen intelligent zu filtern, um besser zu verstehen und schneller zu agieren. Zum Beispiel dadurch, dass Kernaussagen in einem Diskussionsforum hervorgehoben werden. Oder patentrelevante Informationen in großen Datenmengen wie E-Mails, Dateien, Wikis und Diskussionen automatisch gefunden werden. Oder darum, dass Meetings schnell und unkompliziert stattfinden, die Mitschrift protokolliert ist und Beiträge in unterschiedlichen Sprachen übersetzt werden. Und danach darum, dass die Erkenntnisse aus diesem "augmented" schnell in ergebnisorientierte Aktionen umgesetzt werden können, z.B. in einer Kollaborations-Plattform. Hierbei unsere Kunden zu unterstützen wird aus meiner Sicht übrigens ein Kernthema für meine Firma Beck et al. in 2018.
Welche Erwartungen hast Du an das Seminar?
Dazu möchte ich nochmal den zweiten Kernbegriff im Seminartitel aufnehmen: „Ökosystem“. Ich erwarte, dass wir uns endlich weiterbewegen und uns nicht mehr in den alten IT Dogmata bewegen: Wir müssen diese unfruchtbaren Muster durchbrechen: weg vom "on-prem" Office vs. Cloud Office bzw. vom "alles bei mir" vs. "alles in der Cloud". Lösungsorientiert sind differenziertere Betrachtungen und ein gemeinsames Verständnis, dass industrialisierte Cloud Komponenten nicht eine Abkehr von bewährten Modellen sind, sondern dass sie die Möglichkeiten zu selektiver Verbesserung und Erneuerung bieten, die für das modernes Arbeiten dringend benötigt werden. Ökosystem meint in diesem Zusammenhang auch, dass wir erkennen, dass „alles aus einer Anbieterhand“ ein Trugbild ist. Die Zukunft sind digitale Ökosysteme, in denen einzelne Komponenten immer wieder durch bessere ersetzt werden. Ökosysteme, aus denen sich die Mitarbeiter*innen je nach Aufgabe das ziehen, was sie für die optimale Erledigung ihrer Arbeit brauchen und in denen künstliche Intelligenz hilft, den Überblick zu bewahren.Vielen Dank, Siegfried
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