
Im bereits 59. #iomtalk durften wir mit Simone Lis sprechen. Thema des Talks waren die Hebel für die digitale Gewandtheit der Mitarbeitenden, auch Digital Fluency genannt. Technikaffinität allein reicht nicht mehr aus, es braucht die digitale Gewandtheit bei den Mitarbeitenden. Dabei geht es um die Fähigkeit, angestrebte Ziele mit Hilfe von digitalen Technologien zu erreichen. Simone Lis gab praktische Empfehlungen für die Befähigung und thematisierte auch vor welchen Herausforderungen wir aktuell noch stehen.
Sie selbst ist Digital Fluency Pionieerin und Gründerin von MatchlabN, einem Unternehmen das die Vernetzung von Menschen möglich macht. Dafür gab es organisierte Meetings von CEOs mit Gründern im Silicon Valley um die Inspiration und das Mindset weiterzugeben. Aber die Inspiration allein verpufft leider schnell und wenn nur die Führungskräfte ins Silicon Valley fahren, werden nicht alle Mitarbeitenden mitgenommen. Daher muss man mehr Menschen vom digitalen Mindset inspirieren, mehr erreichen und sich vernetzen. Das klappt auch virtuell mittlerweile sehr gut und es hat sich eine wirkliche Community gebildet. Das Ziel ist gemeinschaftlich kollektive Intelligenz zu bilden.
Digital Fluency und Digital Literacy - was ist das eigentlich genau?
Zu Deutsch heißt Digital Fluency einfach digitale Gewandtheit. Es gibt auch die Digital Literacy, also die digitale Kompetenz, die noch vor Digital Fluency steht. Hierbei verhält es sich ähnlich wie bei einer Sprache, erst muss man die Vokabeln lernen, bevor man durch das Kombinieren der Wörter flüssig sprechen kann. Man beginnt also mit der Digital Literacy, welche die Basis bildet und durch das Kombinieren und kreative Lösungen erreicht man die Digital Fluency.
Da sich Technologien immer schneller entwickeln, neue Herausforderungen entstehen und die allgemeine Veränderung nicht mehr viel Zeit für Planung übrig lässt, muss jeder schnell reagieren können und zum eigenen Innovationsagenten werden. Digital Fluency und ein Grundverständnis werden benötigt um dem gerecht zu werden, da nicht erst Berater oder Agenturen zu Rate gezogen werden können. Hier fehlt vielen jedoch noch der Mut oder man hat Angst zu scheitern, meint Simone Lis. Viele Programme sind auch sehr technisch, einfacher ist es die Menschen über ein akutes Problem oder eine Leidenschaft für das Thema zu begeistern und zum digitaler Denken zu bewegen. In Zukunft wird jeder ein gewisses digitales Grundverständnis brauchen. Auf dieser Reise ist es wichtig, die digitaler denkenden Menschen zu finden und diese zu fördern. Diese können wiederum, die weniger digital affinen Menschen an die Hand nehmen, Ängste nehmen und in das Thema einführen.
Beim Thema Digital Fluency geht es aber nicht nur um Technologien, es ist eher eine Metakompetenz, welche verschiedene Skills vereint. Kollaboration oder Kreativität beispielsweise sollen gefördert werden und danach die digitale Komponente hinzugezogen werden.
Netzwerke und Communities als Hilfestellung
Durch Netzwerke und Communities werden die verschiedensten Menschen aus unterschiedlichen Unternehmen zusammengebracht und es entsteht große Diversität und Innovation. Man sollte also wegkommen vom kompetitiven Denken und sich besser zusammentun, denn so kann man mehr erreichen mein Simone Lis.
Veränderungen können auch z.B. WOL (Working Out Loud) Initativen bringen. Durch gemeinsame Treffen, Zeit und Empowerment kann einiges erreicht werden. Dies könnte auch die Zukunft des Lernens sein. Aktuell hat man aber die besten Chancen dafür und sollte diese nutzen. Zeit und Geld sind kein großes Argument mehr, denn durch digitale Communities kann man sich sehr gut auch international vernetzen.
Förderung der Mitarbeitenden
Natürlich müssen alle Mitarbeitenden richtig gefördert werden. Simone Lis berichtet von den Einblicken der Teilnehmenden, dass viele Unternehmen noch nicht so weit sind. Dort wird viel in Abteilungen gedacht und wenn man z.B. nicht der Innovationabteilung angehört, wird einem die Weiterentwicklung in diesem Bereich manchmal erschwert. Viele Mitarbeitende in den Unternehmen besitzen aber bereits das richtige Mindset für das digitale Arbeiten, dies wird aber leider nicht erkannt. So sind auch Experimente und neue Versuche nicht einfach möglich, wobei dies viel bringen könnte.
Im Grunde müssen jetzt die Unternehmen von der Wichtigkeit überzeugt werden, dies ist aber bisher noch schwer. Daher beginnt Simone Lis mit individuellen Mitarbeitenden aus verschiedenen Unternehmen, welche befähigt werden und dies weiter im Unternehmen voranbringen möchten und sollen. Besser wäre natürlich eine kleine Gruppe aus einem Unternehmen zu bekommen, sobald diese wieder zurückkehren, können sie dort ihre eigene Community bilden und das Mindset weitergeben. So entsteht eine Art Kettenreaktion. Die Schwierigkeit dabei ist, die richtigen Mitarbeitenden zu finden, denn das können z.B. auch Werkstudent:innen sein, die ein digitaleres Mindset haben als Ihre Vorgesetzen.
Wie geht es zukünftig weiter?
Der Wandel war in den letzen Jahren extrem schnell, daher glaubt Simone Lis, dass sich in 5 Jahren einiges tun sollte. Digitale Plattformen werden jetzt schon genutzt, das Lernen wird skalierbarer und einiges mehr ist möglich, womit viel mehr Menschen erreicht werden können. Auch wenn sie einen eindeutigen Unterschied zwischen den USA, im speziellen Kalifornien und Deutschland sieht. Das Mindset ist ein anderes und das Leben nahe dem Silicon Valley ist viel digitaler getrieben. Doch wenn man sich z.B. in Netzwerken mit den richtigen Leuten umgibt, kann man das Mindset auch übernehmen und vieles vorantreiben. Denn auch in Deutschland geht die Entwicklung voran, die Leute wollen sich vernetzen, das Bedürfnis zur Veränderung ist da und das sollte man nutzen.
Im Video gibt es nochmals den gesamten Talk mit Simone Lis zum nachschauen:
In den nächsten Wochen geht es spannend weiter mit tollen Gästen bei unseren Talks immer dienstags ab 16:30 Uhr. Hier geht es zu den nächsten Terminen.