Im Gespräch mit Guido Beier: Die Digitalisierung ist unsere beste Chance zu mehr Menschlichkeit.

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Beim IOM SUMMIT 2019 werden eine Vielzahl an Themen zur digitalen Transformation & zur Etablierung des Digital Workplace durch unterschiedliche Keynotes, Fallstudien & interaktive Workshops abgedeckt. Guido Beierwird in seinem Keynote den Digital Workplace aus der Perspektive der Employee Experience am Beispiel der Deutschen Telekom beleuchten. Guido Beier ist Senior Manager der HR Digital & Innovation bei der Deutschen Telekom und Inhaber & Managing Director der de3p Consultancy. Während seiner 20-jährigen Tätigkeit als Wirtschaftspsychologe hat Guido Beier ein System aus 77 menschlichen Bedürfnissen entwickelt. Dieses grundlegende menschliche Bedürfnissystem ist das Herzstück des Erfahrungsmodells, das angewendet wird, um Benutzer-, Kunden- und Mitarbeitererfahrungen zu gestalten. Im Folgenden haben wir ihn zu seinem Vortrag interviewt:

(1) Herr Beier - Sie werden uns in Ihrem Fachbeitrag Einblicke in die Erfahrungen auf dem Weg zu mehr Employee Experience bei der Telekom geben. Mit welchen Schlagwörtern können wir Ihren Vortrag auszeichnen?

Bedürfnisse. Human Needs, wenn Sie es English wollen. Experience entsteht durch den Abgleich unserer Bedürfnisse mit dem, was uns die Umwelt bietet. Das vergleichen wir ständig, auch im Kontext der Arbeit. Fast immer unbewusst. Und dann könnten noch mindestens 20 Bedürfnisse als Schlagworte dazu kommen, hier eine kurze Auswahl: Leistung, Sinn, Versorgen, Zugehörigkeit, Kompetenz, Kooperation, Freiheit, Verantwortung, Vermächtnis. Und dann die Digitalisierung als Kontext, in dem wir uns alle bewegen.

(2) Was sind die Herausforderungen, die Ihnen auf diesem Weg entgegenkommen?

Zu allererst das Gesetz der Trägheit. Das ist in der Organisation genauso präsent wie in der Physik. Als zweites: gute Konzepte werden, wenn sie sich als erfolgreich erweisen, als Hülle über alles gestülpt. Die Überschrift wird auf etwas existierendes geklebt und der Inhalt geht verloren. Dann hat man den hinlänglich bekannten alten Wein in neuen Schläuchen. Das glaubt so niemand mehr und die Menschen verweigern sich mit Recht. Als drittes: wir sind noch einiges davon entfernt, menschliche Bedürfnisse, Technologie und Organisation so in Zusammenspiel zu bringen dass es einen nachhaltigen Benefit ergibt. Aber einen Anfang haben wir. Dazu dann mehr im Workshop.

(3) Was ist die Verantwortung von Führungskräften für eine erfolgreiche Employee Experience und was ist die vom Arbeitnehmer?

Die Frage würde ich so nicht stellen. Führungskräfte sind meist auch Arbeitnehmer. „Arbeitnehmer“ ist ein Begriff, der juristisch Relevanz hat, der aber zur Arbeit, die es in Zukunft gibt, nicht mehr recht passen will. In neuen Organisationsformen sind die Rollen viel fließender. Natürlich sollten Menschen, die für andere Verantwortung tragen, ein Vorbild sein. Wenn sich zwischen Anspruch an Andere und eigenem Verhalten ein Widerspruch auftut, ist es vorbei mit der Glaubwürdigkeit und dem Teamspirit. Aber nochmal: Jeder ist in der Verantwortung, Arbeit so zu gestalten, dass sie menschlichen Bedürfnissen entspricht. Wir müssen uns darum kümmern, die Rahmenbedingungen für die Wahrnehmung dieser Verantwortung zu schaffen.

(4) Wohin führt dieser Weg - gibt es ein Ziel? Oder ist hier eher der Weg das Ziel?

Ziellos umherirren müssen wir zum Glück nicht. Wir haben mittlerweile einiges über Bedürfnisse des Menschen als Treiber der Employee Experience gelernt. Aber wenn der Weg keinen Spaß macht, halten wir ihn auch nicht durch. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit dem besseren Verständnis von Bedürfnissen und ihrer Befriedigung bei der Arbeit sowohl die Employee Experience als auch die Customer Experience steigern werden. Gerade dieses Zusammenspiel wird für die Zukunft besonders spannend.

(5) Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie bisher in dem Prozess gesammelt haben?

1995, ich begann gerade Arbeitspsychologie zu studieren, haben wir beim Züricher Symposium für Arbeitspsychologie mit viel revolutionärem Spirit die Initiative zur Demokratisierung der Arbeit gegründet. Der Elan war hoch aber es fehlte an einem Hebel, um Arbeit massiv menschengerechter zu gestalten. Ich glaube, dass wir dieses Momentum jetzt mit der Digitalisierung bekommen haben. Die Demokratisierung von Information ist der Schlüssel zu einer neuen, menschgerechten Arbeit, die auch den Unternehmen ganz neue Potentiale eröffnet. Meine wichtigste Erkenntnis ist deshalb: Die Digitalisierung ist unsere beste Chance zu mehr Menschlichkeit. Andererseits ist Digitalisierung nutzlos, wenn sie nicht zu herausragenden menschlichen Erlebnissen führt.

(6) Mit welchen Erwartungen und welchen Fragestellungen kommen Sie zum Event?

Wenn ich es als Experience Erwartung formulieren darf: Ich freue mich auf die Befriedigung meiner Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Kommunikation, Lernen, Sinn, Essen und Trinken ?.
Vielen Dank für die Antworten!
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