
Auf dem IOM SUMMIT werden wir uns über die "Digital Workplace Revolution" unterhalten und von zahlreichen Beispielen aus der Praxis erfahren. Doch wie sieht der digitale Arbeits derzeit aus? Wie wichtig ist die Digitalisierung für die Gesamtwirtschaft? Reden wir hier nur über eine zukünftige Entwicklung "far, far away"? Warum sollten sich Unternehmen jetzt mit dem Thema "Digitaler Arbeitsplatz" beschäftigen?
Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
In der Studie "Digitale Arbeitswelt: Gesamtwirtschaftliche Effekte" haben BITKOM & Prognos AG die Auswirkungen der Digitalisierung für Deutschland in 15 Jahren bis 2012 untersucht.
Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt beläuft sich der Wachstumsbeitrag der Digitalisierung auf 0,5 Prozentpunkte, was etwas mehr als einem Drittel des tatsächlich erfolgten Wertschöpfungswachstums im Untersuchungszeitraum entspricht. Dieser Wachstumsimpuls führt rechnerisch zu einem höheren Niveau der gesamten Wertschöpfung im Jahre 2012 in Höhe von 145 Milliarden Euro.
Bei Betrachtung des Wachstumsimpulses in den verschiedenen Wirtschaftsbereiche zeigt sich, dass keineswegs nur Bereiche wie "Telekommunikation" oder "Finanzdienstleister" von der Digitalisierung profitieren. Selbst Bereiche wie "Land-/Forstwirtschaft, Fischerei" oder "Verarbeitendes Gewerbe" profitieren von einem durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen Wachstumsimpuls:
Der digitale Wandel ist jedoch deutlich mehr als die bloße Nutzung von Informations und Kommunikationstechnologien. Vielmehr setzt sich der Wandel selbst aus einer Vielzahl von technologischen Trends und veränderten wirtschaftlich-gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen. Kaum ein ökonomischer Bereich blieb durch die Impulse aus diesem Feld unberührt.
Wenn also die Digitalisierung einen derartigen Anteil - und zwar wirtschaftsbereichsübergreifend - am Wertschöpfungswachstum hat, dann kann die Digitalisierung in der Arbeitswelt keine Ausnahmeerscheinung in wenigen Fällen sein. Die Digitalisierung hat weite Teile des Arbeitslebens erfasst.
Durchdringung der Arbeitswelt
In seiner Studie Arbeit 3.0 hat der BITKOM den Status des Arbeitsplatzes analysiert. Einige Punkte daraus zeigen, dass es keinen festen Arbeitsplatz und keine scharfe Trennung von Arbeit und (Privat-)Leben mehr gibt (mit Anmerkungen von mir):
Auch private Geräte werden häufig für die Arbeit eingesetzt. An erster Stelle stehen dabei das Notebook (35 Prozent), gefolgt vom stationären PC (32 Prozent) und dem herkömmlichen Handy (31 Prozent).
Anmerkung: Mitarbeiter nutzen das Gerät, das sie gerade zur Verfügung haben und das sie "gerne" benutzen - weil sie damit die Arbeit geregelt bekommen.
Fast jeder zweite Berufstätige (45 Prozent) arbeitet zumindest hin und wieder von zu Hause aus, ein Drittel aller Berufstätigen sogar regelmäßig.
Anmerkung: Die Arbeit hat in das Zuhause Einzug gehalten. Nach meiner Erfahrung wird das aber in den wenigsten Unternehmen konsequent bei der Organisation und vor allem bei der Arbeitsplatzgestaltung der Büros berücksichtigt.
Bei den Arbeitsorten außerhalb des Büros belegt das Home Office mit 62 Prozent Platz eins. Mit deutlichem Abstand folgen das Auto (22 Prozent), die Bahn (20 Prozent) und der Nahverkehr (19 Prozent).
Anmerkung: Das Büro des Unternehmens hat nicht nur in die Wohnung der Mitarbeiter Einzug gehalten, sondern es wurde bereits mobil. Nach meiner Erfahrung bezieht sich das nicht nur auf Dienstreisen sondern auch auf das Pendeln vom und zum Unternehmen.
Nur rund ein Drittel der Unternehmen setzt überhaupt nicht auf Social Media, um den internen Austausch von Mitarbeitern zu organisieren (32 Prozent).
Anmerkung: Umgekehrt bedeutet dies, dass zwei Drittel der Unternehmen zumindest in irgend einer Art und Weise auf Social Media setzen, um den internen Austausch von Mitarbeitern zu organisieren.
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen hat keine strukturierten Vereinbarungen zum Thema »Erreichbarkeit« (62 Prozent).
Anmerkung: Einerseits arbeiten Mitarbeiter bereits mobil oder zu Hause - andererseits hat sich das kaum in den offiziellen Vereinbarungen oder der offiziellen Organisation niedergeschlagen.
Während 57 Prozent der Unternehmen nie oder nur in Ausnahmefällen die Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeit einfordern, sind nur ein Drittel der Beschäftigten, die ITK-Geräte bei ihrer täglichen Arbeit einsetzen, grundsätzlich nicht bzw. nur in Ausnahmefällen bereit, für ihren Arbeitgeber zu ungewöhnlichen Zeiten zur Verfügung zu stehen.
Anmerkung: Die Bereitschaft von vielen Beschäftigten, zu ungewöhnlichen Zeiten zur Verfügung zu stehen, wäre sicherlich noch größer, wenn offizielle Vereinbarungen beidseitige Pflichten und Rechte klarstellen würden.
Weder beim Alter noch beim Geschlecht gibt es eklatante Unterschiede bei den Berufstätigen, die ganz oder teilweise zu Hause arbeiten.
Einige Punkte mit hoher Zustimmung von Erwerbstätigen und Personalverantwortlichen sowie Entscheidern zeigen, dass es durchaus Argumente dagegen gibt:
- Die Arbeit von zu Hause aus führt zur Isolation.
- Durch die Arbeit von zu Hause aus vermischen sich Beruf und Freizeit zu stark.
- Home Office hemmt die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern.
- Home Office führt dazu, dass Mitarbeiter vereinsamen
Aber mangelnde Produktivität im Home Office kann es offensichtlich nicht sein: Nur 14 Prozent der Personalverantwortlichen und Entscheider sind der Ansicht, dass Home Office die Arbeitsleistung verringere.
Viele Aspekte in der Studie weisen mehr oder weniger direkt auf die Vermischung von Work-Life-Balance hin. Besonders, wenn es nicht nur um ein stationäres Home Office sondern ein mobiles Office geht:
Ob im Café oder im Zug, im Auto oder künftig auch im Flugzeug: Digitale Netze und smarte Endgeräte ermöglichen uns nicht nur die Arbeit außerhalb einer Büroumgebung, sondern bieten die Chance, auch nahezu immer dann online zu sein, wenn wir das wünschen. Sofern die jeweilige Unternehmenskultur dies zulässt, spielt die räumliche Nähe von Teammitgliedern kaum noch eine Rolle.
Tatsächlich jedoch schaffen mobile elektronische Geräte bereits eine Kultur der "Arbeit überall".
Mitarbeiter sind also nicht nur bereit, außerhalb ihres Firmenbüros zu arbeiten - sie tun es bereits
Bleibt die Frage, wie sich das veränderte Arbeitsverhalten (bezüglich Ort und Zeit) auf die Unternehmen selbst auswirkt.
Digital Workplace Portfolio
Tatsächlich beruhen die Veränderungen auch aus den Herausforderungen, die auf der Überlappung der Business-Sphäre und der Verbraucher-Sphäre jedes Einzelnen beruht.
Individuals do not stop being consumers when they go to work. Business consumers often make more consumer-like choices in their workplace computing tools and styles to increase efficiency."
[ Matthew Cain, research vice president at Gartner ]
Gartner sieht die Notwendigkeit, Werkzeuge und Dienste in einem Digital Workplace Portfolio zusammenzufassen und es später um Richtlinien und Fähigkeiten zu ergänzen. Dieses Portfolio...
needs to focus on understanding how workplace trends, starting with consumerisation, are currently affecting the organization and what the long-term effects on the business will be.
Nach Gartner (und nicht nur nach Gartner) sollten sich Unternehmen grundsätzlich und strukturell auf die Umwälzungen, die auf sie mit der weiteren Entwicklung des digitalen Arbeitsplatz zukommen, vorbereiten und sie sogar aktiv gestalten.
Immer mehr Projektgeschäft
Ein Punkt, warum die Digitalisierung der Arbeitswelt weiter zunimmt, ist eine Veränderung in der Art und Weise, wie gearbeitet wird. In der Industrialisiegesellschaft und der Dienstleistungsgesellschaft lag der Schwerpunkt im Wesentlichen auf wiederholenden Tätigkeiten für beispielsweise die Fertigung oder die massenhafte Erbringung von Dienstleistungen. Inzwischen jedoch verändert sich die Umwelt nicht zuletzt durch die Digitalisierung der Gesellschaft derart schnell, dass für viele Unternehmen das Projektgeschäft zum Tagesgeschäft wird.
In seinem Artikel Projektmanagement Trends: Was kommt danach? Beyond project management? kommentiert Stefan Hagen sieben Thesen, die Kay-Eric Hirschbiegel (Geschäftsführer Sciforma GmbH) aufstellt.
Strategisches Portfoliomanagement wird wichtiger
Im Fokus: Nutzenorientierung
Projektgeschäft durchdringt die Organisation
Die Verwandtschaft von Produkt- und Projektmanagement
Agil schlägt Wasserfall
Projektmanagement, sozial vernetzt
Unverzichtbare Projektwirtschaft
Hagen unterstreicht insbesondere die These "Projektgeschäft durchdringt die Organisation" und "besonders auch die Dimension der notwendigen Organisationsentwicklung, die angesprochen wird".
Wenn aber zunehmend Projekte im Unternehmen stattfinden, dann muss einheitsübergreifend, hierarchieübergreifend und ortsübergreifend zusammengearbeitet und kommuniziert werden. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Digitalisierung des Arbeitsplatzes weiter zunehmen wird - denn nur die Digitalisierung gewährleistet dies in hinreichendem Maße und schnell genug (beispielsweise bei Meetings, Abklärungen, Dokumente, Aufgaben).
Weitere Thesen sind "Agilität schlägt Wasserfall" und "Soziale Vernetzung". Auch wenn Hagen nicht glaubt, "dass die breite Masse in der "PM Szene" den Trend der Digitalen Transformation wirklich durchdrungen hat", so bleibt mittelfristig keine andere Wahl, weil eben nur die Digitalisierung die Agilität und Soziale Vernetzung in der heutigen Wirtschaftswelt ermöglicht.
Fazit
Der digitale Arbeitsplatz ("Digital Workplace") ist schon da - zwar noch nicht überall, aber dort ist er einfach noch nicht angekommen. Denn die Consumerization und die Veränderung hin zum Projektgeschäft lassen Unternehmen mittelfristig keine Wahl.
Wenn Sie also mehr über den digitalen Arbeitsplatz, aktuelle und zukünftige Entwicklungen und Handlungsempfehlungen erfahren möchten, dann könnten Sie sich beispielsweise zum IOM SUMMIT am 24. und 25. September mit oder ohne den Seminaren am 23. September anmelden ;-)